Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) wurden in den vergangenen Jahren bis zur Einsatzreife entwickelt und speziell im Verpackungssektor liegen seit längerer Zeit marktfähige Produkte vor. Studien zum Marktpotential geben diesen als die interessanteste Anwendung an, da die Nutzungsdauer von Verpackungen sehr kurz ist und kurzlebige Verkaufsverpackungen in Westeuropa 63,5 % der Kunststoffabfälle ausmachen. Diese Kunststoffabfälle summieren sich in Westeuropa auf ca. 9 bis 13,5 Mio. Mg pro Jahr; allein in Deutschland fallen jedes Jahr rund 1 Mio. Mg Kunststoffabfälle an. 2001 wurde der Verbrauch an BAW in der EU mit ca. 25–30 000 t beziffert. Ein Modellversuch zur Markttauglichkeit von Verpackungen aus biologisch abbaubaren Werkstoffen wurde von Mai 2001 bis Dezember 2002 in Kassel durchgeführt. Zeitgleich wurde untersucht, ob und wie die Sammlung und Verwertung dieser BAW Verpackungen über die kommunale Bioabfallsammlung mit anschließender Kompostierung funktioniert. Alle eingesetzten Verpackungen waren nach DIN V 54 900 geprüft, durch die DIN CERTCO als „kompostierbar“ zertifiziert und mit dem in Abb. 1 gezeigten Kompostierbarkeitslogo gekennzeichnet. Detaillierte Ergebnisse sind in mehreren Berichten veröffentlicht worden.
Die meisten deutschen, viele europäische und einige amerikanische Gemeinden haben ein flächendeckendes Sammelsystem für organische Abfälle. Flächendeckend heißt in Deutschland, dass ca. 65–70 % der Haushalte angeschlossen sind. Die restlichen 30–35 % der Haushalte betreiben entweder eine Eigenkompostierung auf ihrem Grundstück oder sind Haushalte, bei denen auf Grund der schlechten Trennqualität die Biotonne zurückgezogen wurde.
Die häusliche Kompostierung ist eine der traditionellen Methoden zum Recyceln von häuslichen Organikabfällen. Speziell im ländlichen Raum ist diese Methode der Abfallvermeidung sehr gut etabliert. Auch in städtischen Räumen stieg die Anzahl der Haushalte, die eine Eigenkompostierung betreiben, in den letzten Jahren stark an. Dies wurde u. a. durch aktive Werbemaßnahmen der lokalen Entsorger (z. B. Verteilung kostenloser oder sehr preiswerter Komposter) und substanzielle Nachlässe bei den Entsorgungsgebühren verursacht.
Umfragen im Rahmen des Kasseler Modellversuches mit 600 zufällig ausgewählten Einwohnern ergaben bei der Frage nach dem gewählten Entsorgungsweg für BAW (wählbar waren „Gelber Sack“, „Biotonne“ und „Eigenkompost“), dass rund 25 % der Befragten ihre gebrauchten BAW Produkte in ihre Eigenkompostierung verbracht hatten. Dieses Ergebnis wurde durch die Ergebnisse der Abfallanalysen bestätigt. In Gebieten mit Ein- und Zweifamilienhausbebauung, hohem Anteil an Gärten und dadurch mit einem hohen Anteil an Eigenkompostierung, wurden in allen Abfallströmen nur marginale Anteile an BAW gefunden. Daraus kann gefolgert werden, dass bei einer Kennzeichnung der BAW Produkte als kompostierbar auch der Verwertungspfad Eigenkompostierung gewählt werden wird. Auch dieser Verwertungsweg muss bezüglich seiner Funktionalität untersucht werden.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.2004.06.04 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1863-9763 |
Ausgabe / Jahr: | 6 / 2004 |
Veröffentlicht: | 2004-06-01 |
Seiten 283 - 288
Um unseren Webauftritt für Sie und uns erfolgreicher zu gestalten und
Ihnen ein optimales Webseitenerlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Das sind zum einen notwendige für den technischen Betrieb. Zum
anderen Cookies zur komfortableren Benutzerführung, zur verbesserten
Ansprache unserer Besucherinnen und Besucher oder für anonymisierte
statistische Auswertungen. Um alle Funktionalitäten dieser Seite gut
nutzen zu können, ist Ihr Einverständnis gefragt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Notwendige | Komfort | Statistik
Bitte wählen Sie aus folgenden Optionen: