Kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe sehen sich im Zuge des abfallpolitischen Paradigmenwechsels des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes sowie aufgrund der gegenwärtig erkennbaren Liberalisierungs-/Privatisierungstendenzen in der öffentlichen Abfallwirtschaft mit sich dynamisch verändernden Entsorgungsstrukturen konfrontiert. Eine höhere Wettbewerbsintensität, ein zunehmender Kostendruck sowie insgesamt komplexere Entsorgungsstrukturen stellen unmittelbare Konsequenzen dar, die die Leistungserstellung in der öffentlichen Abfallwirtschaft bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt nachhaltig beeinflussen.
Angesichts dieser aktuellen Entwicklungen erscheint eine Neustrukturierung der Aufbau- und Ablaufstrukturen einzelwirtschaftlicher kommunaler Abfallwirtschaftsbetriebe als notwendig. Insbesondere werden weitaus umfassendere Anforderungen an die betriebswirtschaftliche Steuerungskonzeption induziert, denen die kommunalen Unternehmen aufgrund ihres immanenten Organisations- und Steuerungsdefizits bislang kaum entsprechen können.
Bei der Steuerung und Optimierung abfallwirtschaftlicher Leistungserstellungsprozesse sieht man sich im Zuge der Auswahl entscheidungsrelevanter Parameter regelmäßig mit dem Problem einer kaum noch handhabbaren Vielzahl monetärer und nicht-monetärer Erfolgsgrößen konfrontiert, deren starke Fragmentierung eine konsequente Planung, Steuerung und Kontrolle der Leistungserstellung erschwert.
Vor diesem Hintergrund soll mit der Balanced Scorecard ein in der privatwirtschaftlichen Unternehmenspraxis mit Erfolg eingesetztes Controllinginstrument vorgestellt werden, das gerade zu der dringend notwendig erscheinenden systematischen Zielstrukturierung und -implementierung in der Lage ist. Die Kernidee der Balanced Scorecard besteht darin, das abstrakte Zielsystem eines Unternehmens in eine überschaubare Anzahl quantitativer und qualitativer Zielvorgaben „herunterzubrechen“. Die Balanced Scorecard verbessert nicht nur die Kommunikation des Zielsystems im Unternehmen. Sie begrenzt darüber hinaus auch gleichzeitig dessen Interpretationsspielraum, indem die zunächst abstrakt und dadurch mitarbeiterseitig oftmals „unverbindlich“ erscheinenden Unternehmensziele in konkrete Leistungsvorgaben transformiert werden.
Die Aufgliederung des unternehmerischen Zielsystems in bestimmte Zielfelder bzw. Zielbereiche soll eine umfassende und dadurch ganzheitliche Betrachtung des Unternehmensgeschehens ermöglichen. Insbesondere die in der privatwirtschaftlichen Praxis beobachtbare Begrenzung auf kurzfristige monetäre Zielgrößen soll aufgebrochen werden. Die gewünschte Ganzheitlichkeit bzw. Ausgewogenheit in der Zielbildung führt dazu, dass sowohl strategische als auch operative Zielvorstellungen entwickelt und in monetäre, sowie nicht-monetäre Kennzahlen(-systeme) überführt werden.
Die Balanced Scorecard stellt jedoch erst dann ein wirkungsvolles Instrument zur Steuerung und Optimierung der Leistungserstellung in der öffentlichen Abfallwirtschaft dar, wenn die Spezifika der abfallwirtschaftlichen Wertschöpfung bei deren Konzeption berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es angeraten, der Entwicklung einer Balanced Scorecard für die öffentliche Abfallwirtschaft eine Zielsystemanalyse kommunaler Abfallwirtschaftsbetriebe konzeptionell voranzustellen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.2002.12.05 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1863-9763 |
Ausgabe / Jahr: | 12 / 2002 |
Veröffentlicht: | 2002-12-01 |
Seiten 667 - 674
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