Nach Schätzungen von Experten entstehen 8–12 % der Treibhausgasemissionen in Entwicklungs- und Schwellenländern bei abfallwirtschaftlichen Prozessen. Eine wesentliche Ursache sind Methanemissionen aus der Ablagerung unbehandelter Siedlungsabfälle, die in diesen Ländern sehr hohe Anteile abbaubarer Organik enthalten. Vor allem aus Kostengründen zielen Abfallwirtschaftskonzepte in Entwicklungs- und Schwellenländern bislang primär auf die Deponierung unbehandelter Abfälle. Die installierten, einfachen Deponieentgasungsanlagen können dabei nur einen sehr begrenzten Teil der Deponiegase fassen. Die Klimaschutzwirkung ist deshalb weitaus geringer als bei Anwendung fortschrittlicher Strategien. So könnte in den Entwicklungsländern durch den Einsatz z. B. von mechanisch-biologischen oder thermischen Abfallbehandlungsverfahren ein weitaus wirkungsvollerer Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasen erzielt werden. Die aktuelle Praxis der flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls (CDM- Clean Development Mechanismn und JI-Joint Implementation) setzt jedoch falsche Anreize (sog. „per verse incentives“). Trotz bis zu 4-fach besserer Klimaschutzwirkung solcher Verfahren sind die Erlöse aus dem Emissionshandel nur unwesentlich höher als beim Einsatz der weitaus kostengünstigeren Deponieentgasung. Die Kostendeckungsbeiträge aus dem Emissionshandel reichen nicht aus, um die bestehenden Investitionshemmnisse für klimaschonende Techniken zu überwinden und die höheren Betriebskosten zu decken. Im Ergebnis werden Strukturen geschaffen und Mittel für letztlich nicht zielführende end-of-pipe-Strategien gebunden, die die Anwendung fortschrittlicher Verfahren auf absehbare Zeit behindern. Dies steht im Widerspruch zu dem Ziel der Klimarahmenkonvention, einen echten Transfer von zeitgemäßen Klimaschutztechnologien zu ermöglichen. Die Zusammenhänge sind unter Experten unumstritten. Die aktuelle Praxis der Anwendung der flexiblen Mechanismen wird als äußerst unbefriedigend empfunden, da sie die fachlichen Zusammenhänge nicht widerspiegelt. Die geltenden Vereinbarungen behindern die Möglichkeiten der Abfallwirtschaft, wirksamer zum Klimaschutz beizutragen. Der ANS/DWA-Fachausschuss „Internationale Abfallwirtschaft“ sieht daher dringenden Handlungsbedarf, dass sich die Politik bei den anstehenden internationalen Verhandlungen über ein Kyoto-Nachfolgeregime für eine sachgerechte Ausgestaltung der flexiblen Mechanismen einsetzt. Fortschrittliche Verfahren und Strategien der Abfallwirtschaft, die sich durch eine effektive und nachhaltige Klimaschutzwirkung auszeichnen, müssen entsprechend ihrer tatsächlichen Klimaschutzwirkung gefördert werden.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1863-9763.2009.03.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1863-9763 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2009 |
Veröffentlicht: | 2009-03-16 |
Seiten 104 - 105
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